Lola Humm-Sernau

Aus Kapitel 18: Wehe, wenn das farbige Papier ausgeht
– Leseprobe –

Als auch Feuchtwangers Bücher am 10. Mai 1933 von der SA und fanatischen Studenten öffentlich verbrannt werden, empfindet sie Hass, zum ersten Mal im Leben kalten Hass. Einige wichtige Bücher und Manuskripte kann sie aus seinem Haus im Grunewald retten. Da ist er zum Glück schon in Sanary. Ohne zu zögern, folgt sie ihm, denn die Wartesaal-Trilogie ist noch nicht fertig.

Sanary gefällt ihr auf Anhieb. Der Hafen mit den bunten Fischerbooten, das Meer, die Palmen. Die Überschaubarkeit des kleinen Ortes macht das Eingewöhnen leicht, doch sie ahnt, dass sie die Großstadt vermissen wird, die Menschenmenge auf dem Potsdamer Platz, in die man eintaucht und anderswo wieder auftaucht, um neugierigen Blicken zu entkommen.

Nach einigen Monaten zieht sie in die Avenue Frederic Mistral in das Untergeschoss eines Hauses mit Garten. Überkommt Lion Feuchtwanger spät abends noch der Drang zum Schreiben, was nicht häufig geschieht, dann eilt sie in die Villa Valmer. Zehn, zwölf Minuten braucht sie. Auf dem letzten Teil des Weges gerät sie außer Atem, weil es steil bergauf geht. Wie seine Karriere. Wieder nimmt sie sich dann vor, weniger zu rauchen. Wenn die Arbeit beendet ist, schläft Marta schon längst. Heute bringt er sie, Lola, nicht nach Hause wie sonst spät abends. Heute verweilen sie nicht noch am Strand von Portissol. Heute war kein guter Tag.

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