Leseproben

Vorwort

Im Sommer lockt das Meer, im Winter das milde Klima. Seine besondere Geschichte ist dem ehemaligen Fischerort nicht anzumerken. Doch in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts galt Sanary als die „Hauptstadt des künstlerischen und literarischen Exils“.

Zum gesamten Text

Inhalt

DAS GEHEIMNIS UM SEINEN NAMEN
Ferdinand Bruckner (1891 – 1958, Dramatiker und Theaterintendant)
DAS BESONDERE EXEMPLAR
Annette Kolb (1870 – 1967, Schriftstellerin)

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„Das besondere Exemplar“ – Annette Kolb

Es war Anfang März. Vor dem Spiegel sitzend cremte ich mein Gesicht ein. Da hörte ich Hitler eine Rede im Radio halten. Ich sah meine Falten auf der Stirn und um die Augen, sah die schlaffe Haut am Hals. Hitler sprach mit harten rollenden Rs von deutschen Kamerrrraden und kläffte wie der Hund meiner Nachbarin. Wütend drehte ich das Radio aus.

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„Der Leuchtturm“ – Wilhelm Herzog

Die wichtigste Gemeinsamkeit zwischen Herzog und dem Leuchtturm ist das unermüdliche Warnen. Sobald es anfängt zu dunkeln, springt das rote Blink­licht an und blinkt die ganze Nacht hindurch in immer gleichem Abstand. Wie der Leuchtturm den Schiffen den sicheren Weg in den Hafen weist, so warnt Herzog vor einem erneuten Krieg.

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„Wehe, wenn das farbige Papier ausgeht“ – Lola Humm-Sernau

Als auch Feuchtwangers Bücher am 10. Mai 1933 von der SA und fanatischen Studenten öffentlich verbrannt werden, empfindet sie Hass, zum ersten Mal im Leben kalten Hass.

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„Ein heiliger Trinker“ – Joseph Roth

Dann erscheint der Dibbuk. Ja, er ist es. Ich kenne ihn. Er schwebt um mich und vernebelt mir den Blick. Ich muss ihn verscheuchen, kämpfe mit ihm, schreie und schimpfe. Lass meine Frau. Sie gehört mir.

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„Der Dichter auf dem Kreuzweg“ – Franz Werfel

Beim Lesen dieser Zeilen sehe ich immer eine Tüte Tomaten, die ihm aus der Hand fällt. Die Tomaten platzen beim Aufprall auf das Pflaster. Auch die Lippe von Franz Werfel sehe ich auf­geplatzt und einen Knopf, der von seinem Mantel springt. Die Menge johlt und schubst ihn, bis er hinfällt.

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„Die Narbe auf der Wange“ – Balder Olden

Irgendwann landen sie alle bei mir. Weil alle raus wollen aus der Falle. Ganz Marseille ist eine Mausefalle. Der Speck, der die Flüchtlinge anlockt, sind die Schiffe nach Übersee. Oder die Hoffnung darauf.

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„Ein Lebensretter und die Wand der Gerechten“ – Anton Räderscheidt

Mein Hauptinteresse gilt nach wie vor der Frage, wie gut Anton Räderscheidt und Lucien Coquillat sich kannten. Welche Ver­bindung gab es zwischen diesen Menschen, die für einander zum Schicksal wurden? Warum riskiert jemand sein Leben, um das eines anderen zu retten?

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