Joseph Roth

Aus Kapitel 24: Ein heiliger Trinker
– Leseprobe –

Dann erscheint der Dibbuk. Ja, er ist es. Ich kenne ihn. Er schwebt um mich und vernebelt mir den Blick. Ich muss ihn verscheuchen, kämpfe mit ihm, schreie und schimpfe. Lass meine Frau. Sie gehört mir. Ich flehe ihn an und halte ihm die leere Flasche hin. Da erst sehe ich, dass es zwei sind. Nein, niemand darf zu Rike. Kein Dibbuk und kein Dämon darf uns trennen. Ich beschütze sie. Bin stark und gebe nicht auf. Ich trinke. Noch stehe ich. Nein, nicht Rike, nimm mich, du, du Feigling. Ich werde dich unschädlich machen. Ich muss. Alles austrinken. Aus. Ende. Und dann schlafen. Waffenstillstand für den Rest der Nacht? Nein? Gut, wie du willst, dann hol‘ ich die zweite Flasche und … schlag sie dir auf den Schädel. Scherben bringen gar kein Glück. Alles vermasselt. Verschwinde, Dibbuk! Lass uns in Ruhe. Du verstehst nichts von Liebe. Gar nichts. Weiche oder kämpfe! Aber mit mir. Nicht mit ihr. Nimm den Radetzkymarsch oder meinen rechten Arm mit Großvaters Uhr, oder was du willst.

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