Wilhelm Herzog

Aus Kapitel 4: Der Leuchtturm
– Leseprobe –

Die wichtigste Gemeinsamkeit zwischen Herzog und dem Leuchtturm ist das unermüdliche Warnen. Sobald es anfängt zu dunkeln, springt das rote Blink­licht an und blinkt die ganze Nacht hindurch in immer gleichem Abstand. Wie der Leuchtturm den Schiffen den sicheren Weg in den Hafen weist, so warnt Herzog vor einem erneuten Krieg. Er schreibt und  warnt, nächtelang mit rotem Kopf. Auf der ande­ren Seite der Hafeneinfahrt blinkt es grün mit gleicher Verläss­lichkeit. Herzog ist Pazifist und Sozialist, war aber nie in einer Partei. Für die Freiheit des Geistes steht er auf seinem Posten und wird nicht müde zu blinken. Frei – heit. Frei – heit. Der Nati­onalismus ist ein Irrweg, gefährlich wie Klippen oder Untiefen, wird Tod und Verderben bringen. Eu – ro – pa. Eu – ro – pa hält Herzog dagegen. Unbeirrbar warnt er vor Unrecht und Gefahr, vor Verflachung und seichten Gewässern. Das ist seine Aufgabe. Da kann das Meer um ihn brausen und Stürme gegen ihn wettern. Herzog bleibt standhaft. Manche sind umgefallen. Er nicht.

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