Anton Räderscheidt

Aus Kapitel 52: Ein Lebensretter und die Wand der Gerechten
– Leseprobe –

Mein Hauptinteresse gilt nach wie vor der Frage, wie gut Anton Räderscheidt und Lucien Coquillat sich kannten. Welche Ver­bindung gab es zwischen diesen Menschen, die für einander zum Schicksal wurden? Warum riskiert jemand sein Leben, um das eines anderen zu retten? Es erscheint unwahrscheinlich, dass sie sich erst in Barjols kennengelernt haben, aber wenn, dann könnte sie die Metzgerei zusammengebracht haben. Anton Räderscheidt legte Wert auf gutes Essen, er suchte das Fleisch am liebsten selbst aus, bevor er es zubereitete. Das gefällt einem Metzger. Vielleicht haben sie Tipps für die Zubereitung oder Re­zepte ausgetauscht, und irgendwann in einem vertraulichen Ge­spräch, in dem sie sich den Mund wässrig gefachsimpelt haben, könnte Räderscheidt seine Vorsicht vergessen und das Haus in Sanary mit dem Privatrestaurant erwähnt haben. Und wenn Lucien Coquillat, wie ich hörte, tatsächlich einen Bruder in Sanary hatte, der dort ebenfalls eine Metzgerei betrieb, dann wusste er auch, dass Sanary ein Zufluchtsort für verfolgte deutschsprachige Künstler geworden war.

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